Tipps für Menschen mit Histamin-Intoleranz ( und Fructose-Intoleranz )
Siehe auch: Histamin-Intoleranz - schnell erkennen und handeln
- Stand: 06.02.2023 -
- Von allem so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig!
- Alleine bekommen Sie die richtige Mischung nicht hin. Nehmen Sie eine Beratung durch eine Ernährungswissenschaftlerin in Anspruch. Die Krankenkasse übernimmt bei Verordnung durch einen Arzt ggf. einen Teil der Kosten.
- Verteilen Sie alle Nahrungsmittel in kleinen Mengen über den Tag mit möglichst grossem zeitlichen Abstand zwischen den Mahlzeiten.
- Lebensmittel von verschiedenen Herstellern enthalten jeweils unterschiedlich viel Histamin. Zum Beispiel kann es sein, dass der teuerste Reis am unverträglichsten und der billigste am verträglichsten ist. Probieren Sie also unterschiedliche Produkte durch!
- Teilen Sie jede Änderung bei der Ernährung und Nahrungsergänzung Ihrem Hausarzt mit!
Ernährung bei Histamin- und Fruktoseintoleranz
- Vermeiden Sie histaminreiche Nahrungsmittel, Nahrungsmittel, die die Wirkung von Histamin verstärken, die Histaminproduktion im Körper erhöhen und/oder den Abbau von Histamin stören.
- Essen Sie wenig Ballaststoffe, also Produkte mit wenig Vollkornanteil, wenig Gemüse und Obst, mehr helle Getreideprodukte. Bio-Dinkel-Produkte ohne Hefe sind meist verträglicher als andere Getreide-Produkte, aber leider meist ballaststoffreich. Weizen-Roggen-Mischbrot, oder -Brötchen und heller Reis sind verträglicher als Weizen-Nudeln, falls keine Dinkel-Produkte zur Verfügung stehen oder diese zuviel Vollkornanteil haben. Reis-, Mais-, Dinkel-Waffeln und Dinkel-Salzstangen ohne Hefe enthalten als Fertig-Nahrungsmittel bereits Histamin. Ausserdem gibt es Bio-Dinkel-Zwieback ohne Zucker, aber leider mit Hefe. Falls Sie Vollkornprodukte nicht vertragen, ist Mischbrot mit wenig Vollkornanteil eine gute Alternative, auch wenn es Hefe enthält.
- Achten Sie auf die Beschreibung: "Nach handwerklicher Tradition gebacken". Selberbacken bringt insgesamt nur wenig im Verhältnis zum Aufwand.
- Vermeiden Sie Fertigprodukte - besonders diejenigen, die nicht luftdicht verpackt sind. Nudeln sind normalerweise luftdicht verpackt. Kaufen Sie nur unversehrte Nudelpackungen. Ist die Packung einmal angebrochen, halten sich helle Nudeln länger als Vollkornnudeln. Verbrauchen Sie eine angebrochene Nudelpackung zügig, oder beginnen Sie nach längerer Zeit lieber mit einer neuen Packung.
- Vermeiden Sie Produkte mit künstlichen Zusatzstoffen, Produkte, die einen längeren Verarbeitungs-, Lagerungs- oder Reifungsprozess hinter sich haben. Bei Fructose-Intoleranz: vermeiden Sie Produkte, die Süssungsmittel oder z.B. Acerolakirschpulver enthalten. Kombinieren Sie fructosearme Lebensmittel mit Traubenzucker.
- Vermeiden Sie warm gehaltenes oder aufgewärmtes Essen aus Kantine, Grossküche, Imbiss oder Ihrem eigenen Kühlschrank. Essen Sie nur frisch zubereitete Sachen.
- Vermeiden Sie Konserven, gerührte Milchprodukte und konventionelle Eier.
- Vermeiden Sie Speisen und Getränke, die Alkohol, Coffein oder Hefe enthalten.
- Vermeiden Sie alle Fleischsorten ausser frisch abgeschnittenes Schweinefleisch, Rindfleisch oder Grillhähnchen. Im Krankenhaus habe ich Schweinebraten gegessen. Der wird erst nach der Zubereitung in Scheiben geschnitten.
- Vermeiden Sie alle Fischsorten, die nach dem Fang nicht direkt verarbeitet und tiefgefroren wurden oder die lange Transportwege hinter sich haben.
- Vermeiden Sie geräucherte Waren.
- Alle Wurst- und Schinkensorten enthalten Histamin, und manche enthalten Fructose. Testen Sie verschiedene Wurstsorten, bis sie diejenigen gefunden haben, die die wenigsten Symptome verursachen.
Nahrungsmittel, die ich einigermassen vertrage trotz extremer Histamin-Intoleranz und Fructose-Intoleranz
- Brot: mgl. ohne oder mit wenig Hefe, mgl. Dinkel, viel helles, wenig Vollkornbrot bzw. -anteil. Notfalls Weizen-Mischbrot oder Weissbrot und Roggen-Knäckebrot. Statt Brot kann man auch nur Dinkel- oder Emmer-Nudeln essen, da die keine Hefe enthalten und verträglicher als jede Brotsorte sind. Allerdings landen wichtige Stoffe aus den Nudeln im Kochwasser. Deshalb ist es besser, jeden Tag ein wenig Vollkornbrot oder Mischbrot zu essen.
- Wenn ich Bio-Brot esse, das Acerolakirschpulver enthält, bekomme ich Durchfall - wahrscheinlich wegen der Fruktose-Intoleranz. Weizenmischbrot ohne Acerolakirschpulver vertrage ich sowohl vom konventionellen als auch vom Bio-Bäcker einigermaßen, aber die Hefe verschlimmert enorm die Histamin-Vergiftung.
- Snack: Tortilla-Chips mit Salz, Salzstangen ohne Hefe, Mais-, Reis-, Dinkelwaffeln sind zwar hefefrei, aber leider histaminreich. Deshalb verzichte ich inzwischen darauf. Lieber backe ich mir ab und zu Plätzchen.
- Nudeln: Helle Bio-Dinkelnudeln oder Emmernudeln von Rapunzel. Wenig dunkle Emmernudeln. Bei zu hohem Ferritinwert: Basmati-Reis. Weisser Reis enthält weniger Eisen als andere Getreidesorten.
- Milchprodukt: Naturjoghurt stichfest ( gerührter Joghurt ist extrem histaminreich ); Quark; Rewe Bio Körniger Frischkäse; Ziegenmilchfrischkäse. Kalziumreiche Nahrungsmittel, also Milchprodukte und Eier verteile ich in kleinen Portionen gleichmässig über den Tag, also den Joghurt teelöffelweise oder höchstens 1/2 Ei pro Mahlzeit. Den Joghurt decke ich jedesmal wieder dicht mit einer Folie ab, damit sich kein Histamin darauf bildet. Kokosmilch aus der Dose ist calciumarm und fructosearm und eignet sich als Soße oder beim Backen, aber nur gelegentlich, denn Konserven enthalten Histamin.
- Gemüse: Gekochte Karotten oder gedünsteten Chicorée. Zwei bis drei Radieschen pro Tag enthalten genug Vitamin C. Bei Darmproblemen ist Rohkost unverträglich. Ggf. stattdessen niedrig dosiert Vitamin C ergänzen - s.u. Kartoffeln enthalten relativ viel Eisen, daher bei erhöhtem Ferritinwert nicht empfohlen. Wegen der Fruktose-Intoleranz muss ich Dextro-Energy dazu kombinieren.
- Obst: Wegen der Fructose-Intoleranz: Aprikosen mit Traubenzucker dazu. Fragen Sie Ihre Ernährungsberaterin.
- Eier: Nur Bio-Eier - diese enthalten keine künstlichen Farbstoffe, welche evtl. Histamin enthalten oder im Körper freisetzen. Bei zu hohem Ferritinwert nur wenig Eigelb konsumieren.
- Brotaufstrich: Pflanzenmargarine ohne Zusatz von Fruchtsaftkonzentrat; Butter; Bio-Leberwurst im Glas; Schmalz im Glas; Tomatenmark aus der Tube mit Traubenzucker. Letzteres macht aber die Zähne kaputt.
- Brotbelag: Kochschinken, der nicht geräuchert wurde, und Kassler. Feine Leberwurst und ggf. Blutwurst kann man anstelle von Eisenersatzpräparaten zu sich nehmen, falls diese unverträglich sind. Alle Wurst- und Schinkensorten enthalten Histamin, und manche enthalten Fructose.
- Speiseöl: Alle Sorten verträglich.
- Fisch: Auf der Tiefkühlpackung sollte stehen: "fangfrisch verarbeitet". Bei Fischstäbchen vertrage ich das Paniermehl nicht. Es gibt inzwischen Bio-Fisch im normalen Supermarkt und Bio-Supermarkt, der teils naturbelassen und fangfrisch verarbeitet ist.
- Fisch ist das einzige histaminreiche Nahrungsmittel, das unverzichtbar ist, weil es genug Vitamin D enthält, um auf Vitamin-D-Präparate verzichten zu können, die je nach Präparat die Histamin-Intoleranz oder die Symptome verschlimmern würden. Notfalls kann man aber statt Fisch und Fleisch z.B. jeden 3. Tag niedrig dosierte B-Vitamine und Vitamin D (Colecalciferol) 1.000 IE einnehmen, nach Absprache mit dem Hausarzt!
- Vitamin C: Wer wenig Obst und Rohkost isst, muss darauf achten, dass er trotzdem genug Vitamin C zu sich nimmt. Zwei bis drei Radieschen pro Tag reichen dafür aus. Vitamin-C-Tabletten sind zu hoch dosiert und können deshalb gefährlich sein. Man kann aber z.B. eine Tablette mit 500 mg Vitamin C im Mörser zerkleinern und 1/12 davon auf einer Messerspitze nehmen, das sind ca. 40 mg. Den Rest der Tablette entsorgen. Wenn man Vitamin C nimmt, muss regelmässig der Ferritinwert abgenommen werden!
- Geflügel: Ich vertrage ein halbes Grillhähnchen. Den Rest im Kühlschrank aufbewahren und bis zum nächsten Tag aufessen. Bei zuviel Eisen ( erhöhtem Ferritinwert ) nicht empfohlen.
- Fleisch: Schweinebraten oder Rumpsteak oder Beefsteak. Bei zuviel Eisen ( erhöhtem Ferritinwert ) nicht empfohlen.
- Calciumarmes Wasser mische ich in einem bestimmten, für mich so gerade noch verträglichen Verhältnis mit calciumreichem Leitungswasser und verteile es gleichmäßig über den Tag. Zum Kochen und Backen benutze ich nur calciumarmes Wasser (z.B. Volvic oder Spreequell Naturell). Calcium verstärkt die Wirkung von Histamin und L-Thyroxin.
Diese Nahrungsmittel decken den gesamten Vitamin- und Nährstoffbedarf eines Erwachsenen ab. Kinder dürfen keine Nahrungsergänzungsmittel bekommen - es sei denn, der Arzt hat sie verschrieben.
Wer damit keine vollständige oder zufriedenstellende Symptomminimierung erreicht, kann zusätzlich noch ein Antihistaminikum nehmen. Fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker. Wägen Sie ab, was erträglicher ist - die Histamin-Intoleranz-Symptome oder die Nebenwirkungen des Antihistaminikums. Der Verstopfungswirkung können Sie mit der Aufnahme von mehr Flüssigkeit begegnen. Loratadin ist meist verträglicher als Cetirizin.
Da das Antihistaminikum nach der Einnahme zunächst extreme Müdigkeitssymptome verursacht, nehme ich es abends nach dem ersten Abendessen. Eine Halbierung der Tablette ergab noch extremere Müdigkeit, aber eine Halbierung der Wirkungsdauer - statt 17 Stunden nur 8 Stunden.
Ich benötige ein Antihistaminikum, um die oben genannten Nahrungsmittel überhaupt essen zu können in der benötigten Menge. Denn bei einer extremen Histamin-Intoleranz verursacht jedes Nahrungsmittel extreme Symptome, auch wenn es histaminarm und ballaststoffarm ist, denn der Darm produziert ständig Histamin.
Niemand hat eine vollständige Liste aller Medikamente, die eine Histamin-Intoleranz irreversibel verschlimmern. Niemand hat eine vollständige Liste aller Medikamente, die nur die Symptome vorübergehend verstärken. Jedenfalls möchte ich hier eine eigene Liste angeben. Es ist auch wichtig, jedem Apotheker und Arzt bei jedem Anlass zu sagen, dass man eine Histamin-Intoleranz hat oder bei sich vermutet. Viele der genannten Medikamente verschlimmern irreversibel eine Histaminintoleranz und Fruktoseintoleranz. Manche verschlimmern nur vorübergehend die Symptome.
- Schleimlösende Medikamente (Beispiele: ACC, Ambroxol, Mucosolvan, ...)
- ASS - Acetylsalicylsäure
- Bestimmte Kontrastmittel
- Bestimmte Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel)
- Antibiotika
- Hartmann Mundpflegestäbchen
- Brausetabletten, z.B. mit Calcium oder Vitaminen, die nicht einzeln luftdicht verpackt sind.
- Vitamin-D3-Präparate (Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die Colecalciferol enthalten)
- Medikamente, die Alkohol, Coffein, Vitamin C, Zitronensäure, Calcium, Hefe oder andere Wirkungsverstärker enthalten
- Medikamente, die Metamizol enthalten (Novalgin, Novaminsulfon, ...)
- Deutsches Ärzteblatt - "Die häufigsten histaminliberierenden oder DAO-hemmenden Medikamente" - Grafik von 2006
- Suchen Sie über Google nach weiteren Seiten mit Listen und fragen Sie nach einer Liste in der Allergologie-Abteilung der nächsten grösseren Klinik, z.B. in Berlin die Charité Allergologie
Minimieren Sie jede geistige, psychische oder körperliche Belastung. Verteilen Sie Aufgaben auf mehrere Tage. Delegieren Sie soviel wie möglich. Vermeiden Sie eine starke Belastung der grossen Muskeln, also der Oberschenkel-, Rücken- und Bauchmuskeln. Machen Sie keine normale Bodengymnastik, sondern Sitzgymnastik oder Stehgymnastik. Vermeiden Sie Treppensteigen oder Fahrradfahren. Steigen, fahren oder laufen Sie nur ganz langsam, wenn es nicht zu vermeiden ist. Statt Joggen empfiehlt sich Nordic Walking.
Ohne Gewähr - ohne Anspruch auf Vollständigkeit!
Siehe auch: Histamin-Intoleranz - schnell erkennen und handeln
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